Die Staatsanwaltschaft Stade hat das Verfahren gegen einen Erzieher der AWO-Kindertagesstätte in Nenndorf eingestellt. Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas erklärte, dass „die Anschuldigungen völlig unbegründet“ seien und es keinerlei Anhaltspunkte für einen Missbrauch gegeben habe. Der Fall, der im vergangenen Jahr durch einen bösen Verdacht ins Rollen kam, hat eine große Welle der Besorgnis – geradezu eine Eltern-Hysterie – ausgelöst, die sich später jedoch als unbegründet herausstellte.
Im September 2023 waren bei der Polizei zehn Strafanzeigen von Eltern eingegangen, die einen jungen Erzieher, der erst wenige Monate in der Einrichtung tätig war, beschuldigten, möglicherweise mehrere Kinder sexuell missbraucht zu haben. Der Erzieher war als sogenannter „Springer“ in der Kita tätig und hatte sowohl in der Krippen- als auch in der Elementargruppe mit Kindern zwischen einem und vier Jahren Kontakt. Wie kam es zu dieser Eltern-Hysterie und den zahlreichen Anzeigen?
Eltern-Hysterie und eine WhatsApp-Gruppe
Die Staatsanwaltschaft sieht die Ursache für den massiven Verdacht und die vielen Anzeigen in einer WhatsApp-Gruppe, die sich unter den Eltern gebildet hatte. „Die Eltern haben sich regelrecht hochgeschaukelt“, sagte Breas. „Jede noch so kleine Unstimmigkeit wurde sofort als Hinweis auf einen möglichen Missbrauch interpretiert.“ Ein harmloser Hautpilz eines Kindes wurde etwa fälschlicherweise als Zeichen eines Übergriffs gedeutet, und das auffällige Verhalten eines anderen Kindes wurde mit dem Verdacht auf einen Missbrauch in Verbindung gebracht – obwohl der Vater des Kindes gerade aus dem Ausland zurückgekehrt war.
So kam es, dass die ursprünglich besorgten Eltern, die auf einen Verdacht reagierten, sich zunehmend in eine Hysterie steigerten, in der fast jedes Verhalten des Erziehers verdächtigt wurde. Dieser Mechanismus führte dazu, dass sich die Anzeigen aufbauten und die Ermittlungen ins Rollen kamen.
Schnelles Handeln der Polizei und der Kita
Die Kita-Leitung reagierte schnell, nachdem sich ein besorgter Vater am 10. September bei der Polizei gemeldet hatte. Der betroffene Erzieher wurde noch am selben Abend freigestellt, und die AWO, der Träger der Kita, informierte sofort den Kinderschutzbund sowie die zuständigen Behörden. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf, die schließlich an die Staatsanwaltschaft Stade weitergeleitet wurden. Diese führte monatelange Untersuchungen durch, um den Vorwürfen nachzugehen.
Ermittlungen ohne belastbare Ergebnisse
Die Ermittlungen und die Befragungen von drei Kindern zwischen einem und fünf Jahren ergaben keinerlei Hinweise auf einen Missbrauch in der Kita. „Auch bei suggestiven Fragen der Richterin gab es keine Anhaltspunkte“, so Oberstaatsanwalt Breas. Darüber hinaus wurden die privaten Räume des Erziehers durchsucht – ohne dass belastendes Material gefunden wurde. Breas betonte, dass es in der Kita keine unbeobachteten Momente gegeben habe, in denen ein Übergriff hätte stattfinden können.
Eltern sind enttäuscht
Für die betroffenen Eltern ist das Ergebnis der Ermittlungen ein harter Schlag. Simona Wriede, Familientherapeutin beim Kinderschutzbund, sieht keine Eltern-Hysterie: „Die Eltern hatten eine begründete Sorge.“ Sie erklärte, dass die Eltern keineswegs hysterisch gehandelt hätten, sondern sich intensiv mit der Situation auseinandergesetzt hätten, was es ihnen schwer machte, Strafanzeige zu erstatten. Die zusätzlichen Untersuchungen, die viele Kinder im UKE durchlaufen mussten, um mögliche Verletzungen im Genitalbereich zu klären, seien für alle Beteiligten eine enorme Belastung gewesen. „Solche Schritte unternimmt man nicht ohne Grund“, betonte Wriede.
Und weiter: „Ich persönlich bin aufgrund meiner fachlichen Einschätzung der Meinung, dass dort etwas vorgefallen sein muss“. Woraus sich diese fachliche Einschätzung ergibt, bleibt allerdings ungeklärt, denn die Mitarbeiterin von Kinderschutzbund ist weder Psychologin, noch Psychotherapeutin, sondern lediglich Sozialpädagogin mit einer „Zusatzausbildung zur Traumaberaterin“.
Das wird auch aus dem Artikel des Abendblatts nicht klar. Es ist ein Unding, dass eine unqualifizierte Mitarbeiterin im Namen des Kinderschutzbundes sich öffentlich derart äußern kann ohne über irgendwelche Qualifikationen zu verfügen, die Glaubhaftigkeit von kindlichen Aussagen einzuschätzen.
Erzieher: ungewöhnlicher Karriereweg ohne belastbare Hinweise
Beim Träger der AWO-Kita zeigte man sich nach der Entscheidung der Staatsanwaltschaft erleichtert: „Es ist gut, dass kein Kind zu Schaden gekommen ist“.
Einziger Kritikpunkt war der berufliche Werdegang des betroffenen Erziehers, der nach einem Hochschulstudium eine einjährige Ausbildung in der Kita absolvierte. Breas erklärte, dass der Erzieher von den Kollegen fachlich nicht als besonders kompetent eingeschätzt wurde, jedoch bei den Kindern sehr beliebt war. „Die Kinder fanden ihn cool“.
Fazit: Nach Eltern-Hysterie keine Anhaltspunkte für Missbrauch
Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren endgültig eingestellt, nachdem keine Beweise für die Vorwürfe gefunden wurden. Die Frage, wie die Situation hätte besser gehandhabt werden können, bleibt offen. Doch der Fall verdeutlicht einmal mehr, wie schnell eine vermeintlicher Missbrauch zu einer Welle von Verdächtigungen führen kann – und wie wichtig es ist, in solchen sensiblen Angelegenheiten auf sorgfältige Ermittlungen und fundierte Beweise zu setzen.
Weiterlesen: Eltern-Hysterie und ein falscher Verdacht (Abendblatt)

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