Im Herbst 2020 hat eine Mutter im Internet den Vorwurf erhoben, ihre damals vierjährige Tochter sei in einer katholischen Kita in Koblenz vergewaltigt worden. Zehntausende klicken das Video an. Für die Ermittler steht noch am vermeintlichen Tattag fest: Die Vorwürfe sind nicht haltbar, denn das Kind wurde rechtsmedizinisch untersucht und wies nicht die schwerwiegenden, von der Mutter beschriebenen Verletzungen auf. Festgestellt wurde lediglich eine Rötung, die jedoch eine Vielzahl von Ursachen nicht notwendig mit einem sexuellen Missbrauch in Verbindung gebracht werden kann. DNA-Untersuchungen des Kindes und der am angeblichen Tattag von ihm getragenen Kleidung haben ebenfalls keine zureichenden Hinweise auf einen sexuellen Missbrauch ergeben. Danach steht fest, dass die Behauptungen erfunden waren.
Dennoch bricht über die Kita, ihren damals einzigen männlichen Erzieher und die Ermittler selbst eine Hasswelle herein. Das Video der Mutter verbreitete sich ungebremst und rasend in den sozialen Medien und wurde tausendfach geteilt. Nach Morddrohungen bekommt der Erzieher vorübergehend Polizeischutz. Der Kindergarten in Koblenz muss zwei Wochen lang schließen.
Polizeilicher Rat: Erzieher soll untertauchen
Dem Erzieher ist nach eigener Auskunft von der Polizei zuerst geraten worden, seinen Namen zu ändern und ins Ausland zu ziehen. Später habe er sogar einen Herzinfarkt erlitten. Von Eltern seien drei weitere Strafanzeigen mit falschen Vorwürfen gegen ihn gestellt worden. „Zum Beispiel soll ich mit einem Wohnmobil Kinder eingesammelt und mit ihnen Pornos gedreht haben“, sagt der Erzieher.
Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat 137 neue Verfahren wegen der Anfeindungen im Internet eingeleitet, die von Verleumdung bis zu Mordaufrufen reichten.
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